Zeitplan und Diagnostik
Die Hörrehabilitation steht hier zunächst eindeutig im Vordergrund und sollte in jedem Fall erfolgen, da hiervon die Sprachentwicklung und allgemeine Reifung abhängt.
Frühe Hörrehabilitation
Die Funktion von Mittel- und Innenohr der betroffenen Kinder muss innerhalb der ersten Lebenswochen von spezialisierten Praxen oder Abteilungen im Krankenhaus getestet werden. Dieser Bereich nennt sich „Pädaudiologie“. In den ersten vier Lebensjahren tragen die Kinder dann ein Knochenleitungshörgerät an einem Stirnband. Diese Hörgeräte nehmen den Schall auf und übertragen ihn über den Schädelknochen an das Innenohr.
Definitive Hörrehabilitation
Ab dem 2. Lebensjahr ist eine definitive Hörrehabilitation möglich. Der ideale Zeitpunkt der Behandlung richtet sich nach der Schwere der Fehlbildung und der gewählten Methode. Eine Rekonstruktion des Gehörganges und des Mittelohres ist in ausgewählten Fällen möglich. Weiterhin steht eine Vielzahl technischer Hörhilfen zur Verfügung. Dazu gehören Knochenleitungshörgeräte und Implantate.
Bildgebende Diagnostik
Es gibt verschiedene Untersuchungsmethoden, bei denen Bilder von Organen oder Knochen gemacht werden. Dazu gehört zum Beispiel die Computertomographie in der Radiologie. Eine radiologische Untersuchung sollte allerdings nur dann erfolgen, wenn sie für die Therapie benötig wird. Eine routinemäßige radiologische Untersuchung unmittelbar nach der Geburt wird von uns nicht empfohlen. Bevor beispielsweise ein Implantat eingesetzt wird, ist eine Computertomographie notwendig. Eine Magnetresonanztomographie kommt dagegen nur in speziellen Fällen zum Einsatz.
Ohrrekonstruktion
Viele Betroffene erleben das Fehlen der Ohrmuschel als sehr belastend für ihr Selbstwertgefühl und ihre Beziehungen zu anderen Menschen. Aber es gibt ebenso viele Betroffene, die eine solche Fehlbildung nicht als Einschränkungen erleben und keine Ohrmuschelrekonstruktion wünschen. Die Entscheidung für oder gegen eine Behandlung muss jede Patientin und jeder Patient persönlich treffen. Uns ist es sehr wichtig, diese Aspekte im Vorwege ausführlich mit Ihnen zu besprechen.
Entscheiden Sie sich persönlich für eine plastische Ohrmuschelrekonstruktion, gibt es drei verschiedene Methoden, diese durchzuführen: Die Ohrmuschel kann mit einem individuellen 3D-Polyethylenimplantat oder aus körpereigenem Rippenknorpel rekonstruiert werden. Des Weiteren stehen künstliche Ohrmuscheln, sogenannte Epithesen, aus Silikon zur Verfügung. Sie bilden das Ohr als Ganzes nach und werden mittels Magneten am Kopf getragen.
Alle drei Methoden haben ihre Vor- und Nachteile. Im Rahmen der Sprechstunde beraten wir Sie ausführlich darüber.
Syndrome & weitere Diagnostik
Mikrotie und Atresie können allein oder im Rahmen von Syndromen auftreten. Als Syndrom bezeichnet man das gleichzeitige Auftreten verschiedener Krankheitszeichen. Zu den bekannten Syndromen mit Fehlbildungen der Ohren gehören das Goldenhar-Syndrom (Oculo-auriculo-vertebrale Dysplasie) und das Treacher-Collins-Syndrom (auch Franceschetti-Syndrom genannt). In diesen Fällen ist eine humangenetische Beratung sinnvoll. Dabei sollten zunächst im Rahmen der kinderärztlichen Frühuntersuchungen die inneren Organe auf Fehlbildungen hin untersucht werden. Denn diese müssten auf jeden Fall zuerst behandelt werden.
Auch die Augen, der Kiefer und die Wirbelsäule sind möglicherweise betroffen und erfordern eine entsprechende Untersuchung und gegebenenfalls die Behandlung durch spezialisierte Augenärzte, Kieferchirurgen oder Kinderorthopäden.